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Kinder müssen trinken!

Kinder haben einen viel höheren Flüssigkeitsanteil in ihrem Körper als Erwachsene. Und sie haben relativ gesehen eine viel höhere Körperoberfläche. Deshalb sind sie gegenüber Flüssigkeitsmangel besonders empfindlich. Gleichzeitig können sie sich oft nicht selbst versorgen, sind häufig abgelenkt und ungeduldig. Das macht sie dann müde und unkonzentriert bis hin zu Kopfschmerzen. Und es belastet die Nieren, die mehr Filterarbeit leisten müssen. Richtig trinken kann ihnen dabei helfen, fit und gesund zu bleiben.

Getränke haben einen enormen Stellenwert in unserer Ernährung: Sie spielen für unser Überleben eine noch größere Rolle als feste Nahrungsmittel. Ohne Wasser können wir nur kurz überleben: Wir können es – im Gegensatz zu Kalorien – nicht speichern wie die Kamele. Wasser erfüllt zentrale Funktionen in unserem Körper: es ist Lösungs- und Transportmittel von Sauerstoff und Nährstoffen im Blut, es hält den Zelldruck aufrecht und dient der Wärmeregulation des Körpers.

Mit zunehmendem Alter sinkt der Flüssigkeitsanteil in unserem Körper. Das macht sich auch optisch bemerkbar: Babyhaut ist prall und rosig, später wird sie faltig und wird blass.

Je älter Kinder werden, desto mehr Flüssigkeit brauchen sie. Wie hoch der Bedarf der jeweiligen Altersgruppen ist, können Sie der untenstehenden Tabelle entnehmen. Bedenken Sie dabei: Der Flüssigkeitsbedarf Ihres Kindes kann aus verschiedenen Gründen zusätzlich steigen. Das passiert bei Durchfall und Fieber, aber auch in beheizten und klimatisierten Räumen, beim Toben, Spielen und Sport machen, durch hohe Temperaturen im Sommer und Wasserverluste durch Schwitzen. An bewegungsreichen, heißen Tagen kann sich der Flüssigkeitsbedarf schnell mehr als verdoppeln. 

Richtwerte für die Zufuhr von Wasser in ml pro Tag:
 

AlterWasserzufuhr durch Getränke
(incl. Mutter- bzw. Säuglingsmilch)
Wasserzufuhr durch feste Nahrung
0 bis unter 4 Monate620-
4 bis unter 12 Monate400500
1 bis unter 4 Jahre820350
4 bis unter 7 Jahre940480
7 bis unter 10 Jahre970600
10 bis unter 13 Jahre1170710
13 bis unter 15 Jahre1330810
15 bis unter 19 Jahre1530920

 

  Quelle: dge

Wasser ist der ideale Durstlöscher. Gewöhnen Sie ihr Kind also von Anfang an daran, Wasser gegen den Durst zu trinken – andere Getränke wie Saft oder Limonade dürfen auch mal sein, sollten aber etwas Besonderes bleiben. Sie sind eindeutig mit verantwortlich für das Entstehen von Übergewicht. Auf die gelegentliche Orangenlimo am Strand und den Malzkaffee bei Oma muss Ihr Kind aber nicht verzichten – wenn es die Ausnahme bleibt.

Trinkwasser aus der Leitung ist ein streng kontrolliertes Lebensmittel. In Deutschland kann es ohne Einschränkung empfohlen werden. Die einzigen Ausnahmen: bei alten Wasserleitungen aus Blei oder dem eigenen Hausbrunnen.  Wer es sprudelig mag, kann mithilfe eines Sprudlers Kohlensäure hinzufügen und den Sprudelgrad individuell bestimmen.  Stilles Wasser ist allerdings besser verträglich.

Mineralwasser wird aus tieferen Erdschichten gewonnen und enthält mehr Mineralstoffe als Leitungswasser. Es ist eine gute Alternative, besonders wenn es natriumarm (< 20 mg Natrium/Liter) und kalziumreich (> 200 mg Kalzium/Liter) ist.

Woran merkt man, wenn Kinder zu wenig trinken? Ganz praktisch an einem konzentrierten, also deutlich gelben Harn. Und natürlich durch Beobachtung. Es ist nämlich nicht ungewöhnlich, dass Kinder das Trinken vergessen. Wichtig ist deshalb, regelmäßig Getränke anzubieten und an das Trinken zu erinnern. Durst empfinden wir nämlich erst, wenn bereits ein Flüssigkeitsmangel besteht. Das Durstempfinden von Kindern ist zudem oft weniger stark ausgeprägt. Darum sollte immer schon vor dem Durst getrunken werden. Viele kleine Trinkportionen über den Tag verteilt sind ideal.

Bewahren Sie Wasser frei zugänglich auf oder ermöglichen Sie ihrem Kind, sich jederzeit selbst am Wasserspender oder einer vorbereiteten Schorle zu bedienen. So kann es selbst entscheiden, wann es etwas trinken möchte. Eine Trinkflasche ist nicht nur praktisch für unterwegs, sondern ist auch eine gute Kontrolle für die Trinkmenge. Außerdem lässt sich leicht überall hin mitnehmen, ohne etwas zu verschütten. 

Denken Sie auch an Ihre Vorbildfunktion: Sieht Ihr Kind Sie regelmäßig Wasser trinken? Legen Sie gemeinsame Trinkpausen ein. Machen Sie das Glas Wasser zu jeder Mahlzeit zur Regel. Sorgen Sie außerdem für Abwechslung! Das erhält die Lust am Trinken. Zitronen- und Gurkenscheiben oder Beeren verleihen Wasser einen leichten Geschmack und dürfen auch genascht werden. Oder Sie peppen die Eiswürfel damit auf. 

Die meiste Flüssigkeit nehmen wir über Getränke auf. Doch bis zu einem Drittel des Wasserbedarfs wird durch feste Lebensmittel, insbesondere Obst und Gemüse gedeckt. Wenn Ihr Kind viel Obst und Rohkost knabbert, dann braucht es etwas weniger Flüssigkeit. In der kalten Jahreszeit können Suppen und Eintöpfe helfen, den Flüssigkeitsbedarf zu decken. Im Sommer bieten sich besonders Gurken und Wassermelone, aber auch Milchprodukte wie Joghurt an.

Noch aus Großmutters Mottenkiste kommen viele Vorurteile rund ums Trinken. Ist da was dran?

  • Vor dem Essen sollte man nicht trinken. Falsch. Es gibt keinen Beweis dafür, dass Trinken die Magensäure verdünnt. Es hilft jedoch, Heißhunger und Appetit zu regulieren, denn die Bereiche für Hunger und Durst liegen im Gehirn eng beieinander. Oft verspüren wir ein Hungergefühl, obwohl der Körper eigentlich Flüssigkeit braucht.
  • Beim Essen trinkt man nicht. Das ist Unsinn. Früher wollte man vermeiden, dass bei Kindern Essensreste beim Trinken ins Glas wandern. Oder dass sie den Appetit verlieren. Tatsächlich hilft Wasser Kindern, ihr Essen besser zu kauen und zu verdauen. Da sind ein paar Krümel im Glas total egal.
  • Trinkwasser aus der Leitung ist gefährlich. Das stimmt in Deutschland nicht. Trinkwasser ist das bestüberwachte Lebensmittel. Auch um Nitrat muss man sich nicht sorgen: In der Trinkwasserverordnung sind 50 mg Nitrat/Liter als Schwellenwert verankert. Dieser Wert wurde für die akute Exposition von empfindlichen Säuglingen berechnet. 
  • Mit Wasser ist nicht gut Kirschen essen. Falsch – es spricht nichts dagegen, Obst und Wasser zu kombinieren. Für diesen Irrglauben verantwortlich war früher wohl die zweifelhafte Wasserqualität von Wasser aus Brunnen. 
  • Wasser ist ewig haltbar. Abhängig von den Lagerbedingungen ist Wasser zwar lange haltbar, aber nicht unbegrenzt. Steril zapft in der Regel niemand sein Wasser ab, sodass es mit Umweltkeimen auch aus der Luft belastet werden kann. Besonders Licht, Wärme und Nahrung in Form von Verschmutzungen können die Vermehrung von Keimen fördern.
  • Kalte Getränke sind die beste Erfrischung im Sommer. Auch wenn die kühle Limonade verlockend ist, sendet sie die falschen Signale an unseren Körper. Besser sind warme Getränke, denn sie sorgen dafür, dass wir leicht schwitzen – und das ist die effektivste Möglichkeit, uns abzukühlen.
  • Stilles Wasser ist gesünder als Wasser mit Kohlensäure. Naja. Manche reagieren empfindlich auch Kohlensäure: Sie bekommen Sodbrennen oder Blähungen. Mineralwasser punktet jedoch mit Geschmack und Mineralstoffen. Und entwickelt nicht so schnell Keime.
  • Zu viel trinken kann man nicht! Doch, wenn in kurzer Zeit mehrere Liter Wasser aufgenommen wird, kann es zu einer Wasservergiftung kommen: Der Salz-Haushalt des Köpers wird gestört, was lebensgefährliche Folgen haben kann. Besonders schnell passiert das bei destilliertem Wasser.
  • Wer auf seinen Durst hört, trinkt richtig. Falsch! Wenn wir Durst verspüren, haben wir bereits ein Flüssigkeitsdefizit von etwa der Hälfte unseres täglichen Bedarfes!
  • Kranke müssen mehr trinken. Besonders bei Fieber, Durchfall und Erbrechen ist der Flüssigkeitsbedarf erhöht. Da sollte immer ein frisches Getränk bereitstehen und bestenfalls jede Stunde erneuert werden.

Die beliebtesten Erfrischungsgetränke wie Limonaden, Fruchtsaftgetränke und Eistee sind kalorienreich und können in größeren Mengen zur Entstehung von Übergewicht beitragen. Als Durstlöscher taugen sie überhaupt nicht. Auch Light-Getränke sind keine Alternative: Sie enthalten zwar weniger Kalorien, fördern aber möglicherweise die Präferenz für Süßes.

Reiner Fruchtsaft enthält viel Energie in Form von Frucht- und Traubenzucker. Er sollte deshalb verdünnt werden. Mischen Sie einen Teil Saft mit drei Teilen Wasser. Die beste Qualität hat frisch gepresster Saft. Ihm folgt Direktsaft, der pasteurisiert und somit haltbar gemacht wird. Saft gilt ebenso wie Milch oder Getreidedrinks als Lebensmittel und nicht als Durstlöscher. Mehr als 1 Glas pro Tag sollte es nicht sein.

Saft aus Konzentrat wird für den Transport konzentriert und vor dem Abfüllen rückverdünnt. Dabei leiden empfindliche Inhaltsstoffe. Nektar (20-50% Saft), Fruchtsaftgetränke (6-30 % Saft) und Limonaden (bis 0 % Saft) enthalten nur wenig Saft, dafür aber Zitronensäure sowie Farb- und Aromastoffe: Lieber nicht.

Vorsicht auch bei Tee: Koffein hat in der Kinderernährung nichts zu suchen, doch viele fruchtig aromatisierte Tees und Eistees basieren auf Schwarztee. Auch Energy Drinks, koffeinhaltige Limonaden und Kaffee sind tabu. Geeignet sind dagegen ungesüßte Früchte- oder Kräutertees.

Das perfekte Getränk hält zum Glück die Natur für uns bereit: Wasser!