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Eiweiß ist nicht gleich Eiweiß

Eiweiß, auch Protein genannt, ist ein wichtiger Baustein für den Körper und spielt eine besonders wichtige Rolle bei der Entwicklung und Wachstum von Kindern. Es ist in vielen Lebensmitteln enthalten, wie zum Beispiel Fleisch, Fisch, Milchprodukten und Hülsenfrüchten. Allerdings sind nicht alle Proteine gleich. Sie unterscheiden sich in ihrer Zusammensetzung und können unterschiedliche Wirkungen im Körper haben. Deshalb ist es wichtig, auf eine ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung zu achten, um sicherzustellen, dass der Körper mit allen notwendigen Aminosäuren versorgt wird.

Eiweiß besteht aus Aminosäuren. Einige davon kann unser Körper selbst produzieren. Die anderen, sog. „essenziellen“ Aminosäuren müssen wir über die Nahrung bekommen.

Eiweiß liefert Baumaterial für Muskeln, Organe, Enzyme, Hormone und unser Immunsystem. Je nach Alter und individueller Verfassung besteht unser Körper zu 15 bis 17 % aus Eiweiß. Unser Bedarf wird in g pro kg Körpergewicht angegeben. Jugendliche und Erwachsene benötigen pro Tag ungefähr 0,8 Gramm Eiweiß pro Kilogramm Körpergewicht. Doch es gibt auch Gruppen, die einen höheren Eiweißbedarf haben. Dazu gehören Schwangere, Stillende, Sportler/innen und natürlich Kinder. Sie alle brauchen mehr Aminosäuren. Das gilt ganz besonders für die Zeit des Wachstums.


Die biologische Wertigkeit zeigt an, wie gut die Zusammensetzung der Aminosäuren von unserem Körper verwertet werden kann. Tierische Lebensmittel besitzen eine besonders hohe Wertigkeit. Ein Ei ist der Goldstandard: Es hat eine biologische Wertigkeit von 100. Dahinter reiht sich Fleisch mit einem Wert von 80 ein. Auch pflanzliche Lebensmittel können eine hohe biologische Wertigkeit haben, wie Soja mit einer Wertigkeit von 81.

Durch kluge Kombination verschiedener Lebensmittel kann die biologische Wertigkeit noch erhöht werden. Optimal mit 136 ist die Kombi von Kartoffeln und Ei im Verhältnis 2:1. Durch das Mischen von Lebensmitteln können sich nämlich die Aminosäuren so ergänzen, dass sie besser vom Körper genutzt werden. Die biologische Wertigkeit ist also ein guter Richtwert für die Qualität eines Eiweißes.

Doch mittlerweile gibt es einen noch genaueren Wert: PDCAAS wird im Deutschen verkürzt auch als Aminosäureindex bezeichnet. Er dient dazu, die Qualität von Proteinen genauer zu beschreiben. Es nützt unserem Körper nichts, wenn von Aminosäure A und B eine große Menge vorliegt, aber von Aminosäure C nur ein sehr kleiner Teil. Denn alle Aminosäuren werden nur zu dem Grad verwertet, der von der Aminosäure, die den geringsten Anteil hat (hier: Aminosäure C), vorgegeben wird. Der Rest wird zur Energiegewinnung genutzt.

Zusätzlich zu diesem Aminosäureindex spielt beim PDCAAS der Grad, in dem das Protein von unserem Körper verdaut werden kann, ein Rolle – die sog. Bioverfügbarkeit. Denn jedes Lebensmittel hat eine andere Zusammensetzung, die auch auf den Verdauungsprozess Einfluss nimmt. Das muss für jedes einzelne Lebensmittel extra ermittelt werden.

Zwischen der biologischen Wertigkeit und dem PDCAAS können bei einzelnen Lebensmitteln deshalb große Unterschiede entstehen. 

LebensmittelBiologische WertigkeitBiologische Wertigkeit
Kuhmilch911.00
Fleisch800.92
Weizen590.42
Bohnen730.40
Soja480.94
Eiklar881.00
Reis830.56

Säuglinge und Kinder haben – auf ihr Körpergewicht bezogen – einen höheren Eiweißbedarf als Erwachsene. Sie müssen nicht nur alte Zellen erneuern, sondern für ihr Wachstum viele neue aufbauen. Anhand von Studien und aus der Summe von Wachstums- und Erhaltungsbedarf wurde die empfohlene Proteinzufuhr für Kinder und Jugendliche im Alter von 4 Monaten bis unter 19 Jahren ermittelt:

  • Kleinkinder zwischen 4 bis unter 12 Monate benötigen eine Eiweißzufuhr von 1,3 Gramm pro Kilogramm Körpergewicht. Das entspricht ungefähr 11 g pro Tag. 
  • Ab einem Jahr bis unter 19 Jahre sinkt der Bedarf pro kg Körpergewicht von 1 g auf 0,9 g bei Jungen und bis unter 15 Jahren bei Mädchen. 

Danach gelten dieselben Werte wie für Erwachsene.
 

AlterReferenzwert
[g/kg Körpergewicht/Tag]
Referenzwert
[g/kg Körpergewicht/Tag]
Kinder u. Jugendlichemw
1 bis unter 4 Jahre1,01,0
4 bis unter 7 Jahre0,90,9
7 bis unter 10 Jahre0,90,9
10 bis unter 13 Jahre0,90,9
13 bis unter 15 Jahre0,90,9
15 bis unter 19 Jahre0,90,8

Zwischen 2015 und 2017 wurde im Rahmen der KIGGS-Studie (EsKiMo II-Studie) die Energie- und Nährstoffzufuhr von Kindern und Jugendlichen im Alter von 6 bis 17 Jahren erhoben. Die Ergebnisse waren eindeutig: In allen Altersgruppen lag die Proteinzufuhr deutlich über dem Referenzwert. 
Sehr erstaunlich: Die Hauptquelle der Eiweißzufuhr mit 15 bis 18 %, war Brot. In allen Altersgruppen stammte die Proteinzufuhr zur Hälfte aus tierischen Quellen. Beruhigend: Eiweißmangel herrscht in unseren Breiten kaum.

Doch zu viel Eiweiß in frühen Jahren hat nicht nur positive Folgen. Übergewicht und ein frühzeitiges Eintreten der Pubertät können Konsequenzen einer erhöhten Eiweißzufuhr sein. Denn Eiweiß, das nicht direkt für Wachstum und Entwicklung oder als direkte Energiequelle dient, wird als Energiereserve gespeichert – so wie alle anderen Nährstoffe auch. Es wird dann im Fettpolster gespeichert.

Eiweiß ist zwar nur ein Teil unserer Ernährung, besonders aber auch für unseren Nachwuchs ein sehr wichtiger. Mit einer normalen, abwechslungsreichen Ernährung ist der tägliche Eiweißbedarf sehr gut zu decken.

Achtet bei Euren Kindern darauf, dass die Eiweißzufuhr nicht viel zu hoch ausfällt. Mit viel frischem Gemüse, Vollkornprodukten und Obst einerseits und ausreichend Milchprodukten, Fisch und Fleisch andererseits ist ein guter Grundstein für das gesunde Aufwachsen Eures Kindes gelegt – die gute Mischung macht’s!